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15. April 2010

Kinderpornographie ist abscheulich und ekelhaft,...

... dennoch sind Websperren der falsche Weg.

Dank den aktuellen Bestrebungen von Cecillia "Censillia" Malmström ist dieses Thema aktueller den je. Eins vorweg: Dieses Thema wird von den Hauptverantwortlichen gerne auf der emotionalen Ebene geführt. So hat es Ursula "Zensursula" von der Leyen im letzten Jahr gemacht und so macht es Cecillia Malmström in diesem Jahr. Das ist hier leider der falsche Ansatz. Sobald das Thema auf die emotionale Ebene gerät, kommen die Schicksale hinter den missbrauchten Kindern hervor und ich wäre der letzte der behaupten würde Kinderpornographie fällt unter die Meinungsfreiheit oder ähnliches. Kinderpornographie stellt für mich ein ganz klaren Verstoß gegen das höchste deutsche Rechtsgut dar, welches ich als Pirat verteidige. Explizit meine ich natürlich das Grundgesetz, um genau zu sein direkt Artikel 1 "Die Menschenwürde ist unantastbar". Trotzdem bin ich absoluter Sperrgegner.


Die Intention dieses Artikels sind folgende zwei Berichte der FAZ (Vorstellung der InternetsperrenInterview über das Warum), sowie die Bitte doch noch mal kompakt zu erläutern warum Internetsperren nichts bringen und warum die Argumentation von Censillia (ich werde im folgenden nur noch die Spitznamen verwenden. Macht die Sache einfacher) genauso blödsinnig ist, wie die Argumentation von Zensursula. Was allerdings daran liegt, dass die Argumentation so ziemlich die selbe ist. Wer sich bereits letzes Jahr mit diesem Thema beschäftigt hat, hat nun ein Deja-Vu der etwas unschönen Art.

Im ersten Artikel stellt sie 3 Gründe dar warum die Internetsperren als, von ihr, sinnvoll erachtet werden:
Erstens steht das Leben unschuldiger Kinder auf dem Spiel. Hinter den Bildern im Internet verbergen sich weltweit Schicksale missbrauchter Kinder. Kindesmissbrauch ist ein außerordentlich schweres Verbrechen. Deshalb müssen wir - auch wenn viele der Bilder ihren Ursprung jenseits der EU-Grenzen haben - alles tun, um unschuldige Kinder zu schützen.
Zweitens ist es traurige Realität, dass heute eine Vielzahl von Bildern im Umlauf ist, die Kindesmissbrauch zeigen. Handeln wir nicht, so könnten die potentiellen Nutzer solcher Websites das Betrachten derartiger Bilder mit der Zeit womöglich als normal ansehen.
Drittens müssen wir auf europäischer Ebene handeln, um die Schlupflöcher zu schließen, die unvermeidbar sind, wenn jeder Mitgliedstaat im Alleingang den Zugriff auf diese Seiten sperrt, die sich meist in Drittstaaten befinden.
Der erste angesprochene Punkt ist richtig. Kinder müssen geschützt werden, vor Leuten die so etwas mit ihnen machen. Allerdings trägt diese Argumentation die Sache eben auf die emotionale Ebene und es ist schwierig eine emotional geführte Diskussion mit sachlichen Argumenten zu gewinnen oder gar Gehör zu finden. Da wird man als Gegner dieser Sperren auch schon mal schnell als Kinderpornobeführwortet gehalten. Was allerdings völliger Blödsinn ist.

Zum zweiten Punkt gibts folgendes zu sagen: Das sowas in den nächsten x (hier beliebige Jahreszahl einsetzen) Jahren für normal angesehen wird, bezweifle ich SEHR stark. Wieviele Bilder auch letzen Endes in Umlauf sind, kann weder "Censillia" noch "Zensursula" belegen. Dazu gibt es nämlich keine fundierte Recherche oder Studie. Das heißt im Umkehrschluss: Die "Vielzahl" oder in anderen Texten teilweise genau genannten Zahlen sind frei erfunden.

Über den dritten Punkt kann man sich streiten, ob die Schlupflöcher dadurch wirklich zu schließen sind. Ich behaupte: Nein! Die einfachste Art die Sperren zu Umgehen, ist weiterhin möglich und mit nur wenigen Mausklicks realisierbar. Diese so genannten DNS-Sperren lassen sich nämlich durch einen einfachen Wechsel des verwendeten DNS-Servers umgehen. DNS bedeutet Domain Name System und diese Server leiten die bekannten URLs (z. B. www.google.de oder quelle27.blogspot.com) an eine IP adresse weiter, auf dem der Inhalt liegt. Auf Youtube gibt es ein Video das diese Umstellung innerhalb von 27 Sekunden realisiert. Für den ungeübten Computernutzer würde ich die benötigte Zeit auf Allerhöchstens 10 Minuten tippen (Der neue Server muss ja auch gesucht werden, aber da hilft der CCC weiter. Dort sind mehrere Server Adressen zu finden). Daran sieht man schon wie einfach sich solche Sperren umgehen lassen. Auch für Laien.

Kommen wir nun zum Interview das gestern in der FAZ erschienen ist. Auch dort holt sie in den Antworten anfangs wieder die emotionale Keule raus, ganz wie wir es von Zensursula hier im Lande kennen gelernt haben. Darauf bin ich nun auch schon genug eingegangen. In der selben Antwort nennt sie auch eine Zahl von 150 kritischen Emails auf 500 Millionen EU-Bürger. Sicherlich hat sie recht, dass nicht 500 Mio. Bürger gegen Netzsperren sind. Aber wenn sie, wie in der nachfolgenden Frage sagt, die letztjährige Debatte zwar nicht im Detail verfolgt hat, aber doch mitbekommen hat was passiert ist, sollte ihr vielleicht aufgefallen sein, dass hier in Deutschland 134.000 Leute eine Petition gegen dieses Gesetz unterzeichnet haben. Der von Ihr angesprochene Regierungswechsel spielt dort in meinen Augen nur eine untergeordnete Rolle. Den selbst Wolfgang Schäuble gab zu, dass das Gesetz nur Wahlkampf war.

Schließlich spricht Censillia einige Zahlen und den Kooperationswillen anderer Länder an.

In der Tat haben mehrere Studien gezeigt, dass die Amerikaner nicht sehr effektiv sind beim Löschen. Im vergangenen Sommer hat eine deutsche Internet-Meldestelle 144 kinderpornographische Websites zurückverfolgt, 110 davon waren in Amerika. Man hat versucht, diese Seiten über das Providernetzwerk „Inhope“ zu löschen. Doch auch nach mehr als zwei Monaten waren noch mehr als die Hälfte dieser Seiten online abrufbar. Deshalb müssen wir mit den Amerikanern reden.
So glaubwürdig wie das im ersten Moment klingen mag, ist es allerdings nicht. Jörg-Olaf Schäfers von Netzpolitik.org hat hierzu bereits E-Mails verfasst und u.a. an Inhope geschickt. Der genaue Text kann hier nachgelesen werden. Nur soviel schon vorab: Inhope kann eine 100% Erfolgquote vorweisen. Auf deutschen Servern sind diese innerhalb von Stunden oder gar Minuten gelöscht (zum Vergleich: Die Löschung sogenannter Phishing-Seiten, also Seiten die Bankdaten der Kunden klauen um das Konto zu lehren, dauert durschnittlich 4 Stunden). Sobald es an Ausländische Server geht dauert das ganze ein wenig länger. Allerdings ist auch dort eine 100% Erfolgsquote nach 2 Wochen erreicht.

Außerdem ist noch zu sagen, dass die meisten Länder der Erde Kinderpornographie verboten haben. Die meisten Kinderpornographieserver stehen in Amerika, die restlichen meist in Kanada oder Europa. Also zählt auch das Argument der ausländischen Server nicht. Es gibt auch Länder die Kinderpornographie nicht explizit verboten haben, allerdings haben diese Länder zum Teil Pornographie jeglicher Art verboten (Indien) oder auch gar nicht die Breitbandversorgung um einen Server mit Material bereit zustellen, bzw. befinden sich ohnehin im Bürgerkrieg o.ä. und haben besseres zu tun.

Ein weiterer sehr wichtiger Grund warum das Löschen wesentlich sinnvoller ist als das Sperren, ist folgender: die Täter, die solche Inhalte online stellen, können dank den Sperre selbst ermitteln "bin ich schon aufgeflogen oder noch sicher". Indem sie einfach die eigene Website ansurfen über die ihr Zeug verbreitet wird. Außerdem ist es relativ einfach möglich die DNS-Sperren eines Landes auszulesen, indem man einen zensierten DNS-Server ausliest und einen unzensierten und die beiden Ergebnisse miteinander vergleicht. Schon hat man eine komplette Sperrliste eines Landes oder anderst ausgedrückt: Ein Inhaltsverzeichnis von Seiten auf denen man sich diesen Müll besorgen kann.

Die eigentliche Intention der Websperren von Censillia sind ja nur Seiten mit Kinderpornographischen Inhalten. Allerdings hat die letzjährige deutsche Debatte gezeigt: Es dauert nicht lange und es werden bereits Stimmen laut die eine Ausweitung der Sperren fordern. Zu diesen Forderungen zählten letztes Jahr z.B. Glücksspiel oder generell Onlinespiele.

Aber ich muss ja Censillia zumindest in einer Hinsicht danken. Bis jetzt hat sie sich noch nicht selbst Strafbar gemacht und Kinderpornographie öffentlicht vorgeführt. Eben dieses hat letztes Jahr nämlich unsre liebe Zensurula gemacht. Auch wenn die Kameras der Journalisten ausgeschaltet werden sollte, bekam sie mehrere Anzeigen die allerdings alle Fallen gelassen wurden.

Alles in Allem lässt sich sagen: Löschen ist wesentlich sinnvoller als Sperren. Vor allem ist es erfolgreicher als von unsren lieben Politikern, sei es Zensursula oder Censillia, behauptet wird. Für Ergänzungen, Fragen oder Kritik ab in die Kommentare damit ;-)

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